Konzertverbot für Blinde - Hamburger MoPo von heute

Kritik am CCH

Konzertverbot für Blinde

Von Simone Pauls

 

Sie hatten sich auf einen schönen Abend voll mitreißender Musik gefreut. Am Sonnabend wollten Torsten Wolfsdorff (51) und seine Partnerin ein Konzert im CCH besuchen. Doch den blinden Hamburgern wurde der Einlass verwehrt – weil sie ihre Führhunde dabeihatten. Dabei sind diese Tiere dort erlaubt.

 

Noch immer ist der Mann aus Hoheluft aufgeregt, wenn er an den Vorfall vom vergangenen Wochenende denkt. „Ich bin sauer, enttäuscht und fühle mich diskriminiert“, sagt er.

 

Das Konzert des Chors „Perpetuum Jazzile“ sollte um 20 Uhr beginnen, Torsten Wolfsdorff und seine Freundin Heike Ackermann (47) sind schon eine Stunde vorher da. An ihrer Seite: die Labradore Xantos (7) und Bianka (6), ausgebildete Blindenhunde und seit Jahren an ihrer Seite.

 

Doch bis in den Konzertsaal schaffen es die Hamburger nicht. „Zwei Sicherheitsleute sagten, dass wir die Hunde nicht mit in den Saal nehmen dürfen“, sagt der blinde Hamburger. Eine Diskussion beginnt. Torsten Wolfsdorff argumentiert, dass Blindenhunde als Hilfsmittel gelten und dass es in anderen Konzerthäusern nie Probleme mit ihrer Mitnahme gebe.

 

Die Sicherheitsleute lassen sich nicht erweichen. Geknickt gehen die Blinden nach Hause. Im Internet suchen sie später nach einer Hausordnung und siehe da: Das Mitbringen von Tieren ist nicht gestattet – mit Ausnahme von Blindenhunden.

 

MOPO-Nachfrage beim CCH. Die Sprecherin verweist auf den Veranstalter „Riverconcert“, der den Saal an dem Tag gemietet hatte. Dort glaubt man sich im Recht. „Bei Konzerten sind aus Sicherheitsgründen auch keine Blindenhunde gestattet. Es geht unter anderem um die Freihaltung der Fluchtwege. Außerdem weiß man ja nie, wie so ein Hund in Stresssituationen reagiert“, sagt Konrad Rausch von der PR-Agentur des Veranstalters.

 

Das Paar hätte sich im Vorwege beim Veranstalter melden müssen, so der PR-Mann. „Dann hätten wir gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Zum Beispiel hätte das Paar kostenlos eine Begleitperson mitnehmen können“, sagt Konrad Rausch.

 

Für Torsten Wolfsdorff eine absurde Vorstellung. „Ich muss mich vorher nirgends anmelden und lasse mir nicht vorschreiben, wie ich mich fortzubewegen habe. Im Übrigen sind die Hunde für trubelige Situationen ausgebildet“, sagt er.

 

Einziger Trost für den verkorksten Abend: Das Geld für die Karten hat er anstandslos erstattet bekommen.

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