Führhundhalter aus Thüringen tauschten sich in Behringen aus

Behringen (Unstrut-Hainich-Kreis). Zwanzig Gäste reisten zum Treffen des Führhunhalter-Arbeitskreises an. Dort tauschten sie sich im Schlosshotel über ihre Arbeit mit dem besten Freund des Menschens aus.

 

Zwölf tierische Besucher lagen am Wochenende im Hof des Schlosshotels Behringen träge unter den Tischen und genossen es, einmal frei zu haben. Oberhalb der Tischkante lauschten ihre Herrchen einem Vortrag von Steffen Messing, Beamter bei der Diensthundestaffel Westthüringen. Angereist waren die knapp zwanzig Gäste aus ganz Thüringen.

Einmal im Jahr trifft sich der Arbeitskreis der Führhundhalter, der zum Blinden- und Sehbehindertenverband Thüringen gehört. In Behringen kam er im dritten Jahr zusammen. "Wir laden Referenten ein, Hundeschulen oder den Hersteller der Führgestelle", sagte Fachgruppenleiter Walter Fischer. "Das Treffen ist aber vor allem wichtig, um sich auszutauschen."

"Unsere Probleme hat ein Sehender eben nicht", sagte Teilnehmer Frank Kähms aus Nordhausen. Im Gegensatz dazu werde er manchmal ganz still, wenn sich seine sehenden Freunde träfen. "Ich nehme die Welt in vielen Dingen anders wahr."

Beim Wahrnehmen hilft dem 57-Jährigen der schwarze Retriever Alpha. Das Tier gehört nicht ihm, sondern der Krankenkasse. "Aber man einen Führhund genehmigt bekommt, darf man ihn auch behalten", erklärte Frank Kähms. Acht bis neun Jahre könne ein Führhund arbeiten. Dann sei er nicht mehr verlässlich.

Alpha begleitet den Nordhäuser schon sehr lange. "Aber auch wenn ich irgendwann einen neuen Hund bekomme: Alpha darf bleiben", meinte er.

Ausgebildet werden die Hunde in speziellen Schulen. Meist sind es Retriever oder Labradore, seltener inzwischen Schäferhunde. Sechs Schulen gebe es in Thüringen, sagt Walter Fischer. Die Ausbildung dauert 17 bis 22 Monate. Hier lernen die Hunde Zebrastreifen oder Ampeln zu erkennen, zwischen Herrchen und Gleisen zu laufen oder Aufzüge und Eingänge zu finden. "Natürlich kann mir Alpha nicht sagen, wann die Ampel Grün anzeigt. Das versteht sie nicht", klärte Frank Kähms ein Missverständnis auf.

Führhunde blieben an Ampel stehen, ebenso wie an Bordsteinkanten. Wenn es ein Kästchen zum Drücken gebe, schlage Alpha mit der Pfote darauf. Dann muss sich Frank Kähms am Piep-Signal der Ampel oder am Geräusch der Autos orientieren. Das "Los" zum Weiterlaufen gibt er.

"Hilfreich wären mehr Zebrastreifen", betonte Frank Kähms und erhielt Zustimmung vom Fachgruppenleiter. "Bei Zebrastreifen geht Alpha einfach drüber. Das ist sicher für mich."

Schwierigkeiten bereite ebenso noch oft die Akzeptanz von Führhunden in Läden oder Arztpraxen. "Wir dürfen da überall mit Hund rein. Das ist gesetzlich geregelt", sagte Walter Fischer, der für seine Mitglieder auch Inhaber und Ärzte anschreibe.

34 Kommandos kennt Erika Erlers Hund Zoltan, ebenso den Weg zur Haltestelle oder zur Kaufhalle. Sollen die Hunde einen neuen Weg erlernen, muss dieser mit einem Sehenden trainiert werden.

Assistenzhunde seien die Tiere nicht. "Zoltan bringt mir nicht die Hausschuhe", meinte Erika Erler mit einem Lachen.

Alpha durfte nun sogar mit Frank Kähms auf Kreuzfahrt. Sie war der erste Hund auf dem Schiff gen Bergen. Frank Kähms wird in absehbarer Zeit völlig erblinden. "Ich hatte einmal Angst vor diesem Moment. Inzwischen, mit Alpha, nicht mehr."

 

 

Quelle: http://www.tlz.de/startseite/detail/-/specific/Fuehrhundhalter-aus-Thueringen-tauschten-sich-in-Behringen-aus-283561727

 

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