Mobil und sicher durchs Leben Samstag

Betzdorf Blindenhund Maiky erleichtert Carmen Pierkes den Alltag Maikys feines Gehör hat mich bereits kommen hören, so dass er seinem Frauchen signalisieren kann, Besuch ist da. Sie erwarten mich an der Eingangstüre, Carmen Pierkes aus Betzdorf-Bruche und ihr dunkelbrauner Labrador Maiky. Carmen Pierkes ist seit 16 Jahren blind. Im Alter von 45 Jahren verlor sie durch eine Netzhauterkrankung ihr Augenlicht. Trotzdem hat sich die tapfere Frau nicht unterkriegen lassen. Am 1. Dezember 2008 zog Maiky bei ihr ein, seitdem sind die beiden unzertrennlich. Maiky ist bereits der dritte Blindenhund der Carmen Pierkes hilft, auch ohne Sehkraft zurecht zu kommen. Er gibt seinem Frauchen die Chance, mobil und sicher durchs Leben zu gehen. Maiky ist ein ruhiger, besinnlicher Vertreter seiner Rasse. Carmen Pierkes beteuert: „Auch wenn man blind ist, ist man nicht hilflos, ich kann mein Leben selbstbestimmend gestalten. Fünf Wochen auf Usedom Die soziale Kälte die immer beklagt wird, kann ich keinesfalls bestätigen“. „Immer wieder bekomme ich Hilfe angeboten“ ,so erzählt sie. Einen Rundweg, der zunächst für ihre Spaziergänge nicht in Frage kam, da sie die Abbiegungen nicht sehen kann, markierte ein Bekannter kurzerhand, indem er an zwei Abzweigungen Steine verlegte, die sie jetzt mit dem Stock oder den Füßen ertasten kann. Nachbarn, Freunde, Bekannte: Sie alle kümmern sich ganz toll, so Pierkes. Nicht nur um sie selbst sondern auch um Maiky, der bei Eis und Schnee abgeholt wird, damit er Auslauf bekommt. Das sind die einzigen Wetterbedingungen die Hund und Frauchen vom sonst täglichen, gemeinsamen morgendlichen Waldspaziergang abhalten. Maiky trägt im Wald eine kleine Schelle um den Hals, damit sein Frauchen ihn bei Bedarf orten kann. Die orangefarbene Kenndecke mit Blindenhundabzeichen zeigt, dass er überall frei laufen darf. Fünf Wochen lang waren Carmen Pierkes und Maiky zur Kur in Usedom. Nach einem Tag in Begleitung einer Schwester, die Frauchen und Hund durch alle Räume führte, war Maiky alleine in der Lage, Speisesaal, Lift, Therapieräume und natürlich Carmen Pierkes Zimmer wiederzufinden. „Da habe ich zum ersten mal deutlich gemerkt, wie unabhängig mich der Hund macht. Das war schon toll was er da geleistet hat“. Abends war er total fertig und hat nach dem Essen meist drei Stunden tief und fest geschlafen, ehe wir noch einmal einen Spaziergang gemacht haben. Die Ausbildung zum Blindenhund dauert insgesamt rund zwei Jahre. Meist sucht schon der Ausbilder mittels Eignungstest die Welpen aus, die für ein Jahr in eine Patenfamilie kommen. Die lernt dem Tier den Grundgehorsam. Damit gemeint ist das Verhalten beispielsweise auf Bahnhöfen, in Bus und Bahn oder in Menschenmengen. Wichtig ist es, den Hund an alle diese Dinge zu gewöhnen, damit ihm Herrchen oder Frauchen vertrauen können. Selbstverständlich muss der Hund vollkommen gesund sein, weshalb vor der Ausbildung eine Untersuchung mit Röntgenaufnahmen (Läufe, Hüfte, Wirbelsäule) erfolgt. Die ausgewählten Hunde sind sehr gelehrig, mit viel Lob, Leckerchen und Streicheleinheiten lernen sie, zu generalisieren. Heißt: Beim Befehl „Bord“ bleiben sie an der Bordsteinkante stehen, stoppen an Treppen oder umgehen Hindernisse. Vorträge an Schulen und Kindergärten Die Anschaffungskosten für Maiky und seine Artgenossen trägt die Krankenkasse. Im Hilfsmittelkatalog zählt der Blindenhund als orthopädisches Hilfsmittel. Carmen Pierskes „Hilfsmittel Maiky“ hört beim Erzählen interessiert zu. „Der versteht alles, so Carmen Pierske, der kann lachen und sich ein Loch in den Bauch freuen“. Maiky geht überall mit hin, egal ob Friseur, Krankenhaus oder Einkaufsbummel, die jeweiligen Zutrittsrechte sind durch die UN-Behinderten-Rechtskonvention geregelt. Carmen Pierskes hat ihren Lebensmut nicht verloren, Spaß macht ihr das Schreiben am PC, „ich kann doch durch meinen Beruf - sie war Industriekauffrau - blind schreiben“. Der Computer liest ihr den eingegebenen Text vor. Kontakte pflegt sie nicht nur persönlich sondern auch über E-Mail. Die Uhrzeit erfährt sie stündlich von ihrer sprechenden Armbanduhr, „schließlich möchte ich meinen Tag strukturieren“. Was den Alltag einer Blinden noch erleichtern kann, das vermitteln Carmen Pierkes und Maiky interessierten Schulen, Kindergärten und Krankenpflegeschulen gerne in einem vierstündigen Referat. (Von Gaby Wertebach, redaktion-si@siegerlandkurier.de) Viel Spaß beim Lesen!

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