Blindenhund erzählt von seinen „Fresskapaden“

Anekdoten und Kulinarisches aus dem Leben eines Hundes mit Sozialberuf: Sabine Ochaba stellt ihr neues Werk vor Sabine Ochaba und ihr neues Werk „Fresskapaden“: Am Freitag hat sie es beim Sehbehinderten - und Blindenstammtisch vorgestellt. Alexander Mayer Friedrichshafen sz Nach „Hugos Arktisfahrt – ein Eisbär entdeckt den Zeppelin“ nun „Fresskapaden“: Sabine Ochaba hat ihr zweites Buch geschrieben. Vorgestellt hat sie es innerhalb des „Sehbehinderten- und Blindenstammtischs“ am Freitagabend im Café Füssinger. Hinter dem Werk der Autorin und Pressesprecherin des Zeppelin Museums verbergen sich Anekdoten und Kulinarisches aus dem Leben eines Hundes mit Sozialberuf. Das Besondere: Sabine Ochaba schlüpft in die Rolle ihres langjährigen Führhundes „Sunny of Great Pleasure“. Sie tut’s augenzwinkernd-amüsant. Aber auch unüberhörbar sozialkritisch. Führhunde im Blindenalltag sind selten. Wer sehbehindert oder blind sei, so die unter verschiedenen Augenkrankheiten leidende Autorin, bediene sich eher einem Stock. Sabine Ochaba wird seit 1997 in ihrer Mobilität von einem Blindenführhund unterstützt. Nach zwölf Jahren durfte „Sunny“ selbst in Pension. Mit „Grauem Star“ konnte die Retriever-Hündin ihren „Sozialberuf“ nicht mehr ausüben. Heute ist die Labrador-Hündin „Jinny“ ihr ständiger Begleiter. Wie’s zu dem Buch gekommen ist? Sabine Ochaba wurde mit „Sunny„ an ihrer Seite mit vielen Fragen konfrontiert. Was so ein Blindenhund kostet, wie die Ausbildung vonstatten geht, was ein solcher Hund leisten muss. Die Idee zum Buch war geboren. Der Perspektivenwechsel von den „Wesen, die nur auf den Hinterpfoten laufen und allenfalls ein Fell auf dem Kopf haben“, liest sich höchst amüsant. Die Autorin legt ihrer ehemals so treuen Gefährtin eine witzige, ja kokette Sprache ins „Maul“. So erinnert sich „Sunny“ an die „Insel meiner Jugend“. In der Welpenstunde kommt sie mit Artgenossen zusammen. Auch mit Polizei- und Zollhunden. Während von denen immer unbedingter Gehorsam abverlangt wird, darf sich „Sunny“ schon mal im zivilen Ungehorsam üben. „Ich muss selbst entscheiden, wo es langgeht. Vor einem Abgrund nämlich muss ich den Weg blockieren: Wenn das ungeduldige Frauchen unbedingt weitergehen will.“ Verdienst reicht für Hundeleben Auch ein Hundeleben ist mit Kosten verbunden. Abgesehen davon, dass ein Blindenhund rund 25 000 Euro kostet, in „Finanzfragen“ klärt „Sunny“ weiter auf: So erfährt der Leser, dass der monatliche Gehalt eines Blindenhundes 120 Euro beträgt. Was die Krankenkasse bezahlt. „Damit kann man keine großen Sprünge machen, aber es reicht aus, dass ich nach Meinung meines Frauchens satt werde“, hören die rund 20 in „Fresskapaden“ vertieften Zuhörer am Stammtisch über einen von „Frauchen“ heiß geliebten Hund, dessen letzte Mahlzeit nach 15 Jahren Hundeleben Geflügelpastete mit Gemüse war. Frauchen lebt am „großen See“ und arbeitet im „casa museo“ (die Sprache der Blindenführhunde ist italienisch). „Dort wird angeblich das Andenken an die größten Bratwürste der Welt bewahrt. Viele Menschen kommen dort hin, um sich die Erinnerung an die Riesenbratwürste anzuschauen. Mehr als Erinnerung gibt es nicht – denn nirgendwo riecht es nach echter Wurst“, zitiert Sabine Ochaba ihren Hund. Die Autorin hat am Freitag nur kurze Einblicke in „Fresskapaden“ gegeben. Sie aber haben aber ausgereicht, um anschaulich aufzuzeigen, wie das Leben eines Führhundes läuft. Sie haben aber auch verdeutlicht, dass „Sunny“ ein ganz normale Hündin war – mit Stärken und Schwächen. So wie auch „Jenny von Salenberg“, die als „Jinny“ in „Sunnys“ Fußstapfen getreten ist. Während Frauchen liest, langweilt sich der Hund. Erst als Wurstsalat aufgetischt wird, kommt Leben unter den Tisch. Das Knurren ist unüberhörbar. „Fresskapaden“ und „Kulinarisches“ sind offensichtlich untrennbar. Sabine Ochaba: „Fresskapaden“. Norbert Höpfinger Verlag. Preis: 9,80 Euro. http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Blindenhund-erzaehlt-von-seinen-%E2%80%9EFresskapaden%E2%80%9C-_arid,10088363_toid,310.html

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